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Tom Next - Daytrading Community

Eine Aktie nur für Glücksspieler


CHAPTER11

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Die unsichere Rechtslage der Sportwettenanbieter in Deutschland stimmt Börsianer skeptisch.

 

München - Noch gibt Bwin nicht auf. Noch glaubt der Wiener Sportwettenanbieter daran, sein großes Geschäft in Deutschland weiterführen zu können.

 

Doch die Zeit wird knapp. Rund eineinhalb Wochen bleiben dem Unternehmen noch, per Gericht durchzusetzen, dass das drohende Geschäftsverbot ausgesetzt wird. Der Freistaat Sachsen hatte - in Abstimmung mit den anderen Bundesländern - Bwin am vergangenen Donnerstag eine Unterlassungsverfügung mit Sofortvollzug zugestellt. Die Länder wollen das Staatsmonopol für ihren eigenen Wettanbieter Oddset durchdrücken und fühlen sich durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom März 2006 gestärkt. Ob das Angebot in Deutschland vollständig verboten werden kann, ist rechtlich noch unklar.

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An der Börse jedoch ist die Frage im Grunde schon beantwortet. Der Absturz des Aktienkurses in den vergangenen Monaten von 104 Euro auf bis zu 23 Euro kann nur heißen: Die Bwin-Aktie ist nachhaltig beschädigt. Konservative Anleger wenden sich ob der unsicheren Rechtslage von dem Titel ab. "Finger weg!", rät CA-IB-Chefanalyst Alfred Reisenberger.

 

Die Aktie, einst eine Kursrakete, droht nun zu einem Wertpapier für Zocker und Glücksspieler zu werden. Gute Nerven brauchen Anleger, wenn sie darauf wetten, dass das Verbot tatsächlich ausgesetzt wird. Dann könnte Bwin, das bis Ende Juli Betandwin hieß, sein Geschäft womöglich - vorläufig - retten. Eine Million Kunden stehen hierzulande auf dem Spiel.

 

Doch ist bereits ein Werbeverbot für Bwin durchgesetzt worden - ein Umstand, der es dem Unternehmen schwer machen wird, sich gegen Oddset durchzusetzen. Zumal der staatliche Anbieter seine Werbeausgaben im Mai und Juni laut Unterlagen des Marktbeobachters Nielsen Media Research im Vergleich zum Vorjahr sogar erhöht hat.

 

Die Rechtsunsicherheit in Deutschland ist derzeit das größte Problem an der Börse. "Es ist wirklich schwierig, etwas vorauszusagen", heißt es offen bei Auerbach Grayson. Ein Verbot auf dem deutschen Markt ist aber ihrer Auffassung nach in dem schwachen Aktienkurs schon eingepreist. Allerdings ist die Lage in den USA nicht minder angespannt: Dort soll ein neues Gesetz fürs Online-Gambling bevorstehen. Bwin macht in Deutschland und den USA 55 Prozent seines Umsatzes.

 

Für den nächsten Donnerstag können sich die Aktionäre schon mal auf eine weitere Hiobsbotschaft gefasst machen. Da kommen die Zahlen zum zweiten Quartal. Dresdner Kleinwort Wasserstein rechnet mit einem Verlust vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von 17 Mio. Euro - und das trotz Fußball-WM.

 

Eine ganze Reihe von Gründen wird dafür in der Branche genannt: Erstens gab es viele Favoritensiege, was die Marge schrumpfen lässt. Zweitens wird in den Sommermonaten weniger gepokert. Drittens hatte Bwin höhere Marketingausgaben bei der WM. Und viertens könnten sich schon Anleger abgewendet haben, weil die vielen Anschuldigungen von Politikern und Behörden in der Öffentlichkeit doch hängen geblieben sind und das Image die Firma beschädigten.

 

Dabei hatte Bwin 2005 vieles richtig gemacht. Der Umsatz wurde verdreifacht und das Ergebnis verfünffacht. Die Österreicher trieben die regionale Expansion voran, boten mehr und bessere Produkte an, etablierten neue Absatzkanäle und sorgten für eine hohe Loyalität bei den Kunden. So scheint der Kursanstieg bis auf den Höchststand von 104 Euro berechtigt - der Absturz auf 23 Euro nach der neuen Lage allerdings auch.

 

Quelle: welt.de

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