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Gegenwind für Hedge-Fonds


CHAPTER11

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Die Regulierungsbehörden in den USA reagieren auf das starke Wachstum der Hedge-Fonds und unternehmen einen neuen Anlauf, um die undurchsichtige Branche unter Kontrolle zu bekommen.

 

 

NEW YORK. „Die Aufsicht ist nicht ausreichend“, sagte Christopher Cox, Chef der US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC), bei einer Anhörung vor dem Kongress in Washington. Die Behörden müssten „schnell“ reagieren, um das „Loch“ zu schließen. Parallel dazu hat das US-Finanzministerium eine mehrmonatige Untersuchung eingeleitet, um mehr über die Risiken von Hedge-Fonds für die Finanzmärkte zu erfahren.

 

Die neuen Regulierungsversuche kommen wenige Wochen, nachdem ein US-Gericht die Meldepflicht für Hedge-Fonds bei der SEC aus formalen Gründen aufgehoben hatte. Von den etwa 2 500 registrierten Fonds haben sich bereits zehn bei der Börsenaufsicht wieder abgemeldet. Mit der Meldepflicht verbunden waren regelmäßige Überprüfungen der Fonds durch die SEC und die Einhaltung bestimmter Kontrollregeln. Die Börsenaufsicht hat Cox zufolge noch nicht entschieden, ob sie gegen das Urteil Berufung einlegt.

 

Der SEC-Chef deutete an, dass notfalls der Kongress ein neues Regulierungsgesetz für Hedge-Fonds auf den Weg bringen müsse. „Einige Verbesserungen können durch Verwaltungsakte erreicht werden, andere lassen sich möglicherweise nur durch den Gesetzgeber bewerkstelligen“, sagte Cox. Selbst auf den Weg bringen will die Börsenaufsicht eine neue „Anti-Betrugs-Regel“, die eine Fürsorgepflicht von Hedge-Fonds gegenüber ihren Kunden verankern soll. Cox warnte jedoch, dass die Aufsichtsbehörden nicht die „Kreativität, Liquidität und Flexibilität“ der Fonds mindern dürften.

 

Grund für den Druck auf die Branche ist das starke Wachstum der Hedge-Fonds und der damit verbundene Einfluss auf das internationale Finanzsystem. Die Fonds verwalten mittlerweile mehr als 1,2 Bill. Dollar. Um überdurchschnittliche Renditen zu erzielen, greifen sie dabei oft zu Derivaten, mit denen sie riskante Wetten auf den Finanzmärkten eingehen. Die Kombination von kaum regulierten Hedge-Fonds und hoch riskanten Derivaten stellt nach Meinung vieler Experten die größte Gefahr für das Finanzsystem dar. „Man hat das mulmige Gefühl, dass wir nur wenig von der Branche wissen und verstehen“, sagte der US-Senator Paul Sarbanes bei der Anhörung.

 

 

Die Behörden beäugen die Branche auch deshalb besonders misstrauisch, weil der Zusammenbruch des Hedge-Fonds Long Term Capital Management (LTCM) die Welt 1998 fast in eine Finanzkrise gestürzt hätte. Die starken Kursschwankungen der vergangenen Monate haben auch jetzt wieder einige Fonds in die Pleite getrieben. Die SEC untersucht in mehreren Fällen, ob die Hedge-Fonds-Manager ihre Kunden hinters Licht geführt haben. Politiker drängen insbesondere darauf, Gefahren für den ungeübten Privatanleger zu reduzieren. SEC-Chef Cox will das Marketing der Fonds deshalb einschränken und den Mindestanlagebetrag für offiziell zugelassene Kunden von derzeit einer Mill. Dollar auf 1,8 Mill. Dollar anheben.

 

Zurückhaltender äußerte sich das US-Finanzministerium. „Die Hedge-Fonds-Industrie ist heute besser als früher in der Lage, auf Schocks zu reagieren“, sagte Unter-Staatssekretär Randal Quarles. Er wies darauf hin, dass Broker und Investmentbanken, die für Hedge-Fonds meist die Geschäfte abwickeln und viele der Transaktionen finanzieren, die Finanzakrobaten sehr genau beobachten würden. Es sei deshalb voreilig, jetzt nach neuen Gesetzen zu rufen. Ähnlich hatte sich kürzlich Notenbank-Chef Ben Bernanke geäußert. Die Aufsichtsbehörden hätten sichergestellt, dass die Wall-Street-Häuser die Risiken der Hedge-Fonds genau im Auge behalten würden.

 

Rendite: Hedge-Fonds versuchen mit riskanten Wetten an den Finanzmärkten, überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Im ersten Halbjahr hat die Branche im Durchschnitt eine Rendite von 6,2 Prozent erwirtschaftet. Der amerikanische Börsenindex Standard & Poor's 500 brachte es im gleichen Zeitraum nur auf ein Plus von 2,7 Prozent.

 

Grauzone: Als private Investmentvehikel unterliegen die Hedge-Fonds nahezu keiner Aufsicht durch staatliche Behörden. Die vor zwei Jahren von der US-Börsenaufsicht SEC eingeführte Meldepflicht wurde vor kurzem von einem US-Gericht aus formalen Gründen wieder aufgehoben

 

Quelle: handelsblatt.com

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