CHAPTER11 Posted July 28, 2006 Report Share Posted July 28, 2006 Die Brokersparte der britischen Man Group kauft die Mehrheit an der erfolglosen amerikanischen Derivatetochter Eurex US der Deutschen Börse. Die zum weltgrößten Hedge-Fonds gehörende Man Financial zahlt für 70 Prozent des Eurex-Anteils 23,2 Mio. $ und investiert 35 Mio. $ in Form von Betriebskapital in den US-Ableger. Damit geht Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni ausgerechnet mit einem Hedge-Fonds eine strategische Partnerschaft ein. Seinen Vorgänger Werner Seifert und auch Börse-Aufsichtsratschef Rolf Breuer hatten angelsächsische Hedge-Fonds noch aus ihren Ämtern gedrängt. Die Anführer der Revolte, die Fonds TCI und Atticus, sind heute die größten Aktionäre der Börse. Sie bekommen jetzt aber überraschende Konkurrenz: Wie die Deutsche Bank am Donnerstag mitteilte, hat sie 1,0 Prozent der Börse-Aktien gekauft. Die Deutsche Bank und alle anderen hiesigen Finanzinstitute hatten in den vergangenen Jahren ihre Anteile verkauft, zeigen jetzt aber wieder demonstrativ Unterstützung. So hatte die Commerzbank vor kurzem etwas mehr als ein Prozent der Anteile der Börse erworben. "Die Deutsche Bank betont mit dieser Beteiligung, dass sie die geschäftspolitische Ausrichtung der Börse zur Schaffung einer europäischen Börsenlösung unterstützt", erklärte Deutsche-Bank-Vorstandschef Josef Ackermann. Sein Haus berät die Börse bei der geplanten Fusion mit dem Rivalen Euronext. Man-Financial-Chef Kevin Davis und Eurex-Chef Andreas Preuss wollen vor allem Hedge-Fonds als neue Kunden und Anteilseigner für die US-Plattform gewinnen. Viele Fonds handeln bereits über die Brokersparte der Man Group. "Das passt ziemlich gut zur bestehenden Kundenbasis", sagte ein Londoner Analyst. Die sehr marktaktiven Hedge-Fonds werden derzeit von Banken, Börsen und Betreibern von Handelsplattformen heftig umworben. Profitabel in zwei Jahren Die Eurex US wird in US Futures Exchange (USFE) umbenannt. Davis erwartet, dass die bislang Verluste schreibende Plattform schon in etwa zwei Jahren profitabel ist. Die Eurex will Preuss zufolge ihren verbleibenden Anteil von 30 Prozent an USFE langfristig halten. Dagegen strebt Man Financial mittelfristig eine Reduzierung seiner Beteiligung auf unter 50 Prozent an. Die 18 derzeit beteiligten Banken, die noch rund zehn Prozent an der Eurex US halten, können ihre Anteile entweder veräußern, durch Zukäufe beibehalten oder verwässern lassen. Davis rechnet schon in den kommenden Monaten mit dem Einstieg weiterer Investoren wie Hedge-Fonds und Finanzdienstleistern. "Wir haben ein größeres Problem damit, Investoren draußen zu halten, als sie hereinzubekommen", sagte er. USFE soll mit völlig neuen Produkten expandieren, die speziell für Hedge-Fonds und Privatanleger konzipiert werden. Regional stünden Nordamerika und die Region Asien-Pazifik im Vordergrund. "Wir werden nicht mit anderen Terminbörsen und deren Produkten konkurrieren", machte Davis klar. Beide Börsenmanager verrieten nicht, um welche neuen Produkte es sich handelt. Diese würden voraussichtlich Anfang 2007 gestartet, sagte Davis. Start aus der Krise nalysten beurteilten das Gemeinschaftsprojekt zurückhaltend. "Es wird ziemlich hart. Sie starten aus der Krise", sagte ein Banker. Es komme vor allem darauf an, welche Art von Produkten die Handelsplattform anbiete, erklärte ein anderer Analyst. Man Group hatte Ende 2005 das US-Brokerage-Geschäft mit dem Kauf der Terminmarktsparte des insolventen Derivatehändlers Refco ausgebaut. Zuletzt waren Spekulationen über einen Börsengang der Sparte aufgekommen. Das sei auch jetzt noch denkbar, sagte ein Analyst in London. Man-Aktien legten am Donnerstag in London um 1,8 Prozent zu, die der Deutschen Börse um 1,4 Prozent. Quelle: ftd.de Link to comment Share on other sites More sharing options...
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