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„Mr. fünf Prozent“ - Kupferfinger sucht einen neuen Job


CHAPTER11

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Geschichte wiederholt sich: Fast zehn Jahre ist es her, da spielte der Kupfermarkt im Sommer 1996 verrückt, nachdem massive Terminspekulationen eines japanischen Händlers aufgeflogen waren.

 

TOKIO. "Kupferfinger" oder "Mr. fünf Prozent": Yasuo Hamanaka hatte wegen seines Einflusses auf dem Markt viele Spitznamen. Der ehemalige Chef-Kupferhändler der Handelsgesellschaft Sumitomo hatte die Notierungen über Jahre hinweg manipuliert. Am Ende schlug die Wette fehl: Ein Minus von 2,6 Milliarden Dollar stand zu Buche.

 

Statt auf sinkende Preise wie der Chinese Liu Qibing spekulierte der Japaner Hamanaka auf steigende. Mit einem enormen Handelsvolumen - teilweise fünf Prozent des jährlichen Kupferumsatzes - versuchte er, den Markt in diese Richtung zu pressen, zu "cornern", wie es im Fachjargon heißt. Über rund ein Jahrzehnt häufte Hamanaka immer wieder Kupfer und Kupferderivate an und versuchte, den Preis für das Metall künstlich hochzutreiben. Unter Insidern war er angeblich bekannt. Als seine Manipulationen aufflogen, krachte der Kupferpreis ein.

 

Hamanaka hatte außerbörslich über Londoner Broker gezockt, weswegen sich lange weder die britischen noch die japanischen Aufsichtsbehörden zuständig sahen. Auch die interne Aufsicht bei Sumitomo versagte. Angeblich wusste trotz der immensen Transaktionen keiner von Hamanakas Vorgesetzten von den Machenschaften. Der Japaner wurde 1996, als seine Aktionen weltweit bekannt wurden, gefeuert, nahm vor Gericht alle Schuld auf sich und wurde zu acht Jahren Gefängnis verurteilt.

 

Seit diesem Sommer ist Hamanaka wieder auf freiem Fuß. Er sei derzeit auf Jobsuche, sagte der Endfünfziger der Nachrichtenagentur Bloomberg, die ihm vor wenigen Tagen vor seinem Haus in Kawasaki, der Nachbarstadt Tokios, auflauerte. "Ich schaue mir mehrere Optionen an", bekundete er. Zum Beginn des kommenden Geschäftsjahres im April wolle er wieder anfangen zu arbeiten. Ob im Kupferhandel oder woanders, darüber schweigt er sich noch aus.

 

Auch zur Branche wollte Hamanaka denn nicht viel sagen, außer dass ihn der hohe Kupferpreis derzeit erstaune. Über seine Erfahrungen mit Marktmanipulationen, die doch jetzt im Licht der jüngsten Turbulenzen umso interessanter wären, möchte er lieber nicht sprechen: "Zu viele Tage sind vergangen, und ich erinnere mich nicht mehr an alle Details."

 

Hamanakas Aktionen warfen lange Schatten. Erst im vergangenen Jahr einigten sich Sumitomo und der damalige Broker Credit Lyonnais Rouse CLR, heute Teil von Credit Lyonnais, außergerichtlich auf eine Zahlung in nicht genannter Höhe. Sumitomo hatte dem Broker zuvor vorgeworfen, Hamanakas Tun wegen der hohen Provisionen geduldet zu haben. Auch die Investmentbanken JP Morgan Chase und Merrill Lynch hatten nach Klagen außergerichtlich Summen in dreistelliger Millionenhöhe an Sumitomo gezahlt, ohne jedoch irgendeine Schuld einzugestehen.

 

Die Londoner Metallbörse verschärfte nach dem Skandal ihre Regeln. Sie verhängte ebenso wie die US-Aufsichtsbehörde wegen missbräuchlichen Handels mit Derivaten hohe Geldstrafen; Sumitomo und die beteiligten Investmentbanken zahlten kräftig Lehrgeld.

 

 

Quelle: handelsblatt.com

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