CHAPTER11 Posted August 8, 2006 Report Share Posted August 8, 2006 Die Terminbörse Chicago Mercantile Exchange (CME) und der Informationsdienst Reuters peilen besonders Hedge-Fonds als Kunden für ihre neue elektronische Devisenbörse FX Marketspace an. Mit einer neuen Plattform wollen CME und Reuters ab 2007 den Banken Konkurrenz machen. "Es gibt mehrere Punkte, bei denen wir den Anforderungen der Kunden entsprechen. Die Schnelligkeit ist dabei entscheidend", sagte Mark Robson, Chef des Joint Ventures FX Marketspace, im Gespräch mit der FTD. Das gelte besonders für Hedge-Fonds, die ihre Vermögen mit Kreditaufnahme vergrößerten und programmgestützt handelten. Zudem seien niedrige Kosten für alle wichtig, die viel handeln würden. FX Marketspace konzentriert sich zunächst auf den Kassamarkt und Devisentauschgeschäfte (wie Forwards, Optionen) in den großen Währungen. "Wir wollen das Produkt im ersten Quartal nächsten Jahres starten. Den genauen Termin halten wir noch offen, weil wir mit mindestens 20 Kunden starten wollen", sagte Robson. "Der Testlauf beginnt Ende November, Anfang Dezember 2006." Zwar hat FX Marketspace bereits 21 Kunden, darunter einige Großbanken, Robson will aber auf Nummer sicher gehen. Am Währungsmarkt, in dem laut Reuters 2000 Mrd. $ pro Tag umgesetzt werden, handeln immer mehr Marktteilnehmer elektronisch. Es hat sich aber noch keine der von Banken initiierten Plattformen durchgesetzt. Zudem gibt es noch keine zentrale Abrechnung. Kampf um Marktanteile Doch laut Devisenexperten kämpfen die existierenden Plattformen bereits kräftig um Marktanteile, zumal der zunehmende automatische Handel die Margen der Banken drückt. Einerseits drängen demnach mehr Anleger wie Hedge-Fonds und sogar Privatinvestoren auf elektronische Plattformen. Andererseits wickeln Großkunden wie Industrieunternehmen ihre Transaktionen nach wie vor meist über Banken ab. CME und Reuters planen, im Laufe des Jahres 2008 Gewinne zu erzielen. Sie rechnen allerdings bis dahin mit Verlusten von rund 45 Mio. $. "Das Handelsvolumen wird zu Beginn ziemlich gering sein. Wir müssen erst beweisen, dass unser System funktioniert", sagte Robson Die Kooperation besteht bereits länger. Seit zwei Jahren können Devisenhändler über Reuters Zugang auch zu Währungsterminkontrakten an der CME erhalten. Die CME ist gemessen an der Marktkapitalisierung die größte amerikanische Börse und steigt am Donnerstag in den US-Index S&P 500 auf. Reuters und CME erwarten Vorteile, weil sie ihre unterschiedlichen Kundengruppen zusammenbringen wollen. Reuters-Kunden sind größtenteils Banken und Unternehmen. Über CME handeln viele Hedge-Fonds, Fondsmanager sowie Rohstoffinvestoren. Auch die Derivatebörse Eurex US (künftig US Futures Exchange), bei der Ende Juli der Hedge-Fonds-Anbieter Man Group eingestiegen ist, will besonders Hedge-Fonds anziehen. "Hedge-Fonds müssen mit vielen Geschäften kleine Gewinne erzielen können. Diese Fonds kommen auf 6000 bis 10.000 Transaktionen am Tag", sagte Robson. Unter den bisherigen Teilnehmern sind Großbanken wie ABN Amro, HSBC, JP Morgan, Merrill Lynch und UBS sowie mehrere Hedge-Fonds. Mit Citadel, das rund 12 Mrd. $ verwaltet, zählt einer der weltgrößten Vertreter der Branche dazu. "Wir sind mit weiteren im Gespräch", sagte Robson. "Wir wollen Hedge-Fonds anziehen, die zu klein sind, um Dienstleistungen von einem Prime-Broker zu bekommen." Viele Banken würden vermeiden, Geschäft mit kleinen oder mittelgroßen Hedge-Fonds zu machen, weil die Institute die Kreditwürdigkeit der Fonds anzweifelten. Zudem würden es einige große Hedge-Fonds vorziehen, wenn die Banken die Transaktionen nicht sehen könnten. "Wir handeln Devisen wie Aktien", sagte Robson. Daher könnte das Joint Venture auch Investoren interessieren, die bisher gar nicht mit Währungen handelten - etwa Pensionsfonds. Der Vorteil der Plattform sei, dass die Kunden jede Transaktion sehen könnten - allerdings nicht die Namen anderer Händler. "Den Ansatz, anonym zu handeln, schätzt auch eine Reihe von Zentralbanken. Es gibt keinen Grund, warum sie FX Marketspace nicht nutzen sollten", sagte Robson. Banken verdienen gut an Aktivtradern Trotz des wachsenden elektronischen Börsenhandels werden Hedge-Fonds für Banken zu immer wichtigeren Kunden. Wie eine Studie der US-Beratungsgesellschaft Greenwich Associates ergab, zahlen Hedge-Fonds rund 30 Prozent der Provisionen amerikanischer Broker. Die Dienstleistungen speziell für diese Kunden, Prime Brokerage genannt, nähmen bei großen Banken innerhalb des gesamten Brokergeschäfts einen wachsenden Stellenwert ein, heißt es in der Studie. Das Prime Brokerage und den Handel mit speziellen Wertpapieren mitgerechnet, dürften 50 Prozent der Brokerage-Einnahmen einiger Großbanken von Hedge-Fonds stammen, sagte Greenwich-Berater Jay Bennett. Da die Dienstleistungen für die Banken lukrativ sind, ist ein Wettbewerb um die handelsaktiven Hedge-Fonds-Kunden entbrannt. Dabei geht es mehr um Fonds, die sich strategisch positionieren, als die, die rein programmgestützt handeln. Der Trend verstärkt sich, da andere Kunden wie traditionelle Investmentfirmen ihre Brokerkosten senken - auch durch elektronischen Handel. Hedge-Fonds sind laut Bennett zudem eher bereit, für Banken-Research zu zahlen. Quelle: ftd.de Link to comment Share on other sites More sharing options...
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