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Tom Next - Daytrading Community

EZB Zinsentscheid


Mythos

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Ja, das war ein sehr irrentierender Move im Euro. wacko.png

 

Der Zinsentscheid wird unsere Probleme nicht lösen. Besser gesagt, die EZB ist meiner Meinung nach grundsätzlich nicht die geeignete Institution zur Lösung unserer Probleme.

Die Marktwirtschaft, wie wir sie bisher kennen, hat sich kaputt gesiegt.

Die extreme Flexibilität der Arbeitsverhältnisse, die kurzen Innovationszyklen, das Ausbleiben tiefgreifender echter Innovation(die auch einen gesellschaftlichen Mehrwert bringen könnte), und zunehmend auch der globalisierte Wettbewerb des Humankapitals, von dem nur die obere Schicht wirklich profitiert, versetzen die Menschen in eine Lage, in der sie kein Vertrauen mehr in die Welt und ihre Zukunft haben.

Deflation entsteht in den Köpfen der Menschen. Wie kann man in eine Zukunft investieren, wenn man keinen Rahmen, keine Vorstellung mehr von ihr haben kann, wenn man auf Grund unsicherer Beschäftigungsverhältnisse nicht mehr weiß, ob man sich den modernen Lebensentwurf, für den man sich entscheiden möchte, morgen noch wird leisten können!?

Unsere ökonomische Entwicklung ging in den letzten Jahren zu sehr an den echten Bedürfnissen der Menschen vorbei, das hat eine Gesellschaft hervorgebracht, in der viele schon gar nicht mehr wissen, was ihre echten Bedürfnisse überhaupt sind.

Es ist aber eben auch eine Krise der rahmen- und grenzenlosen Moderne. Diese ist auch vom utopischen gutgemeinden Ideal zum ökonomischen Marketinggag, zum reinen Produkt verkommen.

 

Unsere Wirtschaft ist doch seit langem nur durch Umverteilungsprozesse gewachsen.

Von wo soll noch umverteilt werden!? Wenn direkt bei den Menschen nicht mehr genug rauszuholen war, hat man den Staatsetat angezapft,

wo sich nun eine untragbar hohe Schuldenlast aufgetürmt hat. Man könnte auch sagen, die Umverteilung hat dann auf Kredit des Bürgers stattgefunden, obwohl er gegen diesen Prozess, trotz Demokratie, nie direkt intervenieren konnte.

Die Umverteilung von oben nach unten hingegen ist nicht im ausreichenden Maße möglich, weil sie die Betroffenen dem nationalstaatlichem Instrumentarium, der Globalisierung sei Dank, entziehen können.

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Aber was is eigentlich der Plan der EZB? Hat die Niedrigzinspolitik bisher etwas gebracht sodass ein weiteres Senken logisch begründbar ist, oder sehen wir hier grad ein Paradebeispiel von "es hilft eigentlich nix, aber mehr davon!" ?

 

Und wenn Zinsen senken nichts hilft, was würde helfen? Ich bin mir derzeit ehrlicherweise gar nicht klar welches Problem eigentlich gerade gelöst werden soll... white_flag.gif

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Und wenn Zinsen senken nichts hilft, was würde helfen? Ich bin mir derzeit ehrlicherweise gar nicht klar welches Problem eigentlich gerade gelöst werden soll... white_flag.gif

Sie wollen Inflation. Das einzige was sich zeigt ist Deflation. Deflation bildet eine sich selbst verstärkende Spirale. Also muss diese um jeden Preis verhingert werden...

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Ich habe den Eindruck, dass die EZB selbst keine Lösung hat, weil die eigentlich nur eine wegweisende politische Lösung sein kann. Nur wer gibt in Europa die politische Linie vor? England will am liebsten raus, Frankreich lässt sich von niemanden etwas vorschreiben, Deutschland verwechselt Führungsstärke und Verantwortung mit Beliebt-seins- Marketing, weil man damit dem, historisch bedingtem, angekratzten Image etwas entgegen zu setzen glaubt, usw. usw.

 

Ich glaube Draghi hält den politisch Verantwortlichen noch die Tür auf (begrenzt die negative Wirkung der Staatsverschuldung auf die politische Handlungsfähigkeit der Staaten), so lange er kann, aber die scheinen die Gelegenheit nicht nutzen zu können oder zu wollen und lassen die erkaufte Zeit verstreichen.

 

Alle wissen, dass es so nicht weiter gehen kann, genauso wie sie wissen, dass sich der Schuldenberg auch mit Inflation nicht wesentlich verringern wird, geschweige denn, dass die Staaten dann überhaupt noch einen Anreiz hätten etwas zu verändern.

Aber es gibt keine gemeinsame Vision, die von allen geteilt wird, deshalb wird es auch nur bei einer Anhäufung von ziellosen Einzelaktionen bleiben.

Das ist zumindest mein Eindruck bisher.

 

EDIT: In der analogen Zeit kam irgendwie ein Problem nach dem anderen, und jetzt ist alles zur gleichen Zeit präsent.

Wenn alle Informationen, alles Wissen gleichzeitig verfügbar ist, sind auch alle Probleme gleichzeitig verfügbar. Vlt. hängt das ja miteinander zusammen. Es fehlt ein Narrativ, in Form einer sinnvoll aneinandergereihte Abfolge von Ereignissen. Sonst geht die Ordnung und die Orientierung verloren.

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Sie wollen Inflation. Das einzige was sich zeigt ist Deflation. Deflation bildet eine sich selbst verstärkende Spirale. Also muss diese um jeden Preis verhingert werden...

 

Tut sie das? Bei Inflation wirft man Geld auf den Markt weil es morgen weniger wert ist -> Es wird Geld für Dinge ausgegeben die man weder will noch braucht -> Es entstehen Produkte und Wirtschaftszweige die niemand braucht. Wenns darum geht ist die Marketingmaschine irgendwie deutlich effektiver als Inflation.

Also ich versteh nicht ganz warum Inflation so unabdingbar wichtig ist...

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Bin jetzt kein Spezialist zum Thema. Was ich aufgeschnappt habe ist, wenn Deflation werden Sachwerte, Produkte ect. immer weniger wert. Es besteht kein Anreiz etwas zu kaufen (Land, Immobilien, Investition in Produnktionslinien) weil es nächste Woche günstiger zu haben ist. Die Firmen verkaufen tendenziell weniger und können sich die Arbeiter nicht mehr leisten. Die werden entlassen und haben kein Geld sich irgend was zu kaufen. Durch die Globalisierung wird es hübsch kompliziert. Wir sitzen hier in einer Deflationsspirale. China nicht. Können also auf Teufel komm raus produzieren und noch mehr unserer Wirtschaft torpedieren.

 

Was ich aber auch als Gefahr sehe und wahrscheinlich auch einer der maßgeblichen Effekte ist um das Spektakel gerade zu verstehen, Riesenkonzern haben so ein Level erreicht, dass Sie durch effizienteste Betriebsprozesse die Kosten gering halten können. Dadurch schalten sie sukzessive kleinere Konkurrenten aus. Durch Ihren Aufbau und Eigenart (Bedienung Onlinemarkt, skalierbare Geschäftsidee ect.) beschäftigen Sie viel weniger Leute. Die Härte ist noch, diese Konzerne kommen Ihrer "(sozialen) Verantwortung" nicht nach und zahlen durch nutzen irgend welcher Konstrukte kaum Steuer im jeweiligen Land. Akkumulieren hübsch unser Geld und bunkern es in Belize oder sonst wo.

 

Wir "drucken" hier Geld, damit unser elektronisches Geld nicht ausgeht und Milliarden verschwinden in irgend welche Taschen. Bin mal gespannt, wie weit das führt. Vielleicht kann sich Apple irgend wann mal ein ganzes Land leisten. Vielleicht England. Dann kaufen die es und nennen es um in iLand.

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Ja diese Theorien kenn ich auch, aber aus welcher Zeit sind die? Und haben sie wirklich was mit der Realität zu tun?

 

Seit der Finanzkrise bin ich was solche "Das is so, und das muss wegen BLABLA und BLABLA so sein" vorsichtig. Damals haben sich die Ökonomen und Wirtschaftsprofessoren ja überschlagen mit Argumenten warum die Wirtschaft morgen tot ist, basierend auf diversen Theorien die irgendwer mal aufgestellt hat, basierend auf zu kurz gedachten Halbwahrheiten. Und die Logik warum Deflation böse ist und Inflation gut ist, fällt für mich irgendwie in den gleichen Dunstkreis wie diese Theorien.

 

Ich sag nicht das alles falsch ist, aber ich frag mich ob irgendwer schonmal ernsthaft drüber nachgedacht hat ob diese verstaubten Logiken von anno dazumal noch Relevanz haben, oder adaptiert gehören.

Für mich wirkt die Wirtschaftslehre teils wie wenn wir versuchen das Internet und die Dynamik des Web 2.0 aufgrund von Erfahrungen eines alten Postkutschenfahrers zu analysieren...

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Inflation ist nicht besser als Deflation. Beide Extreme sind schlecht. Aber am Ende versucht man die Deflation komplett zu vermeiden, weil sie schwer zu stoppen ist. Wenn dein Geld morgen mehr Wert ist als heute hörst du auf zu investieren. Und das ist das Problem. Wenn dir die Investitionen ausbleiben bricht langfristig alles zusammen. Gleichzeitig verschieben Konsumenten ihre Käufe nach hinten, weil die Produkte ja billiger werden. Und sowas will man eben vermeiden.

Eine leichte Inflation ist da eben das Gegenteil und besser für die Wirtschaft. Die Leute konsumieren, weil das Geld weniger Wert wird. Die Leute investieren, weil das Geld weniger Wert wird.

 

 

Ich sag nicht das alles falsch ist, aber ich frag mich ob irgendwer schonmal ernsthaft drüber nachgedacht hat ob diese verstaubten Logiken von anno dazumal noch Relevanz haben, oder adaptiert gehören.

Für mich wirkt die Wirtschaftslehre teils wie wenn wir versuchen das Internet und die Dynamik des Web 2.0 aufgrund von Erfahrungen eines alten Postkutschenfahrers zu analysieren...

 

Nunja, das Internet ist toll. Aber doch auch nicht der Heilsbringer für alles. Wie viele Unternehmen im DAX sind den Technologieunternehmen?

Und auf welcher Basis würdest du agieren? Welche Zahlen würdest du für dein Handeln verwenden?

 

Es gibt immer Leute die viel reden. Wer viel sagt hat irgendwann auch mal Recht und brüstet sich damit ewig. Von denen muss man sich verabschieden.

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Na, ja die Lösung für unser System ist das Bargeldverbot. Das wird leider kommen um die Schulden abzubauen. Dann gibt es einfach auf alle Konten die Abzüge und du kannst dich nicht dagegen wehren!

Was solls....Geldschöpfung aus dem Nichts rächt sich halt irgendwann. Jetzt sind wir dran.

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  • 2 weeks later...

Ja diese Theorien kenn ich auch, aber aus welcher Zeit sind die? Und haben sie wirklich was mit der Realität zu tun?

 

Seit der Finanzkrise bin ich was solche "Das is so, und das muss wegen BLABLA und BLABLA so sein" vorsichtig. Damals haben sich die Ökonomen und Wirtschaftsprofessoren ja überschlagen mit Argumenten warum die Wirtschaft morgen tot ist, basierend auf diversen Theorien die irgendwer mal aufgestellt hat, basierend auf zu kurz gedachten Halbwahrheiten. Und die Logik warum Deflation böse ist und Inflation gut ist, fällt für mich irgendwie in den gleichen Dunstkreis wie diese Theorien.

 

Ich sag nicht das alles falsch ist, aber ich frag mich ob irgendwer schonmal ernsthaft drüber nachgedacht hat ob diese verstaubten Logiken von anno dazumal noch Relevanz haben, oder adaptiert gehören.

Für mich wirkt die Wirtschaftslehre teils wie wenn wir versuchen das Internet und die Dynamik des Web 2.0 aufgrund von Erfahrungen eines alten Postkutschenfahrers zu analysieren...

 

Ich sehe das ähnlich wie du. Die Wirtschafts"wissenschaften" sind, wenn man sie mit Naturwissenschaften vergleicht, keine richtige Wissenschaften. Ich möchte die kognitiven Fähigkeiten eines WiWi´s damit auf keinen Fall schmälern. So ein Studium muss man erst mal schaffen! Aber WiWi würde ich persönlich zu den Hilfswissenschaften zählen. So wie die Statistik. Sie ist eine Hilfswissenschaft und dafür sehr gut geeignet. Das Problem an den WiWi ist, dass die anscheinend immer die "richtige" Lösung kennen ohne wirklich NACHFORSCHUNG zu betreiben.

 

Wenn man auf eine "Wissenschaft" aufbaut die den Menschen als logisch funktionierenden Robotter klassifiziert (homo ökonomikus) und überwiegend mit liniearen Modellen arbeitet, dann kann das nur im begrenzten Maße gut gehen. Niemand gerät langsem bzw. linear in Panik. Und ewiges Wachstum gibt es auch nicht wirklich egal was oder wieviel man in ein System reinpumpt (abnehmender Ertragszuwachs).

 

 

Der Zinsentscheid wird unsere Probleme nicht lösen. Besser gesagt, die EZB ist meiner Meinung nach grundsätzlich nicht die geeignete Institution zur Lösung unserer Probleme.

Die Marktwirtschaft, wie wir sie bisher kennen, hat sich kaputt gesiegt.

[...]

Es ist aber eben auch eine Krise der rahmen- und grenzenlosen Moderne. Diese ist auch vom utopischen gutgemeinden Ideal zum ökonomischen Marketinggag, zum reinen Produkt verkommen.

 

Das ist absolut richtig. Das verherende an der ganzen Sache ist, dass sich die Damen und Herren, die sich in solch hohen Positionen bewegen, in der Regel für unfehlbar halten. Aber die Ökonomie hat ihre EIGENEN Gesetzte und gleicht die Ignoranz einzelner Personen bzw. Institutionen früher oder später aus.

 

Wer nicht das Verhalten der Markteilnehmer/ Menschen untersucht aber trotzdem Entscheidungen trifft, die das Verhalten ändern können (und sehr wahrscheinlich auch werden) wird früher oder später fehlentscheidungen treffen.

Gleiches gilt für die Historie. Die meisten handeln getreu nach dem Motto: "Das kann uns doch nicht passieren" und laufen anschließend in die gleiche "Bärenfalle" wie die Entscheider der vorrangegenagenen Generationen. Siehe dazu dieses sehr empfehlenswerte Buch: http://www.mayersche.de/Dieses-Mal-ist-alles-anders-buch-Carmen-M-Reinhart.html#details-tabs-anchor

 

Ich denke die EZB versucht den €uro relatiev günstig zu halten weil die amerikanische Wirtschaft doch nicht so gut dasteht wie es immer behauptet wird. Nur wird das Pulver viel zu früh verschossen.

Edited by chimbonda
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  • 2 weeks later...

Was muss jetzt eigentlich noch alles passieren damit der €/$ aus seiner range ausbricht?

Oder anders gefragt: was wird alles gemacht damit er in dieser range bleibt und wie effektiv ist es?

 

Evtl. ein weiterer Zinsanstieg in den USA. Die Zahlen würden das aktuell zulassen.

Der Ausbruch dürfte dann irgendwann Richtung Süden stattfinden.

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Bei der range zwischen ca. 1,133 und 1,145 bin ich ganz bei dir. Aber ich hatte eben vergessen zu sage, dass ich die range zwischen 1,145 und 1,05 meinte. Ist es da nicht wahrscheinlicher, dass der Kurs irgendwann nach oben geht? Wenn man mal die Bewerbungen an den Zentralbanktagen mit deren Entscheidungen vergleicht. Mir kommt es so vor als würde da immer mehr Kaufdruck entstehen.
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Nein, ich hab dich wohl richtig verstanden. grin.gif Die Range meinte ich auch.

Versteh mich nich falsch, möglich ist alles. Und wie die Entscheidungen und die Reaktionen ausfallen...wer weiß.

Ich kann mir da auch gut zwei gegenläufige Szenarien vorstellen.

Es ist nur mein subjektiver Eindruck, den ich so nie in eine Handlung gießen würde, dafür nutze ich nur Signale,

keine Meinungen. Man darf in jedem Fall gespannt sein. pfue.gif

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