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Tom Next - Daytrading Community

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Peer Steinbrück hatte auf dem letzten G-20 Gipfel in Pittsburgh in seiner Funktion als (Noch-)Finanzminister schon mal Reklame dafür gemacht:

 

Die Finanztransaktionssteuer (kurz FTS)

 

Die Idee einer solchen Steuer auf sämtliche internationalen Finanztransaktionen ist nicht neu und geht unter anderem auf den Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger James Tobin zurück. Dieser hatte in den Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts eine Steuer auf alle internationalen Devisentransaktionen vorgeschlagen, damals jedoch mit der Intention, "Sand ins Getriebe" zu streuen und für eine Stabilisierung der Märkte zu sorgen.

 

Ob ein solcher Stabilisierungseffekt durch diese so genannte "Tobin Tax" wirklich eingetreten wäre, ist mehr als fraglich. Doch ist das heute auch gar nicht mehr das Thema. Jetzt geht es vielmehr darum, Geld abzuschöpfen.

 

In diesem Zusammenhang finde ich eine Berechnung des österreichischen Ökonoms Stephan Schulmeister recht interessant:

 

Bei einem Steuersatz von 0,05 Prozent ergäbe sich für Deutschland ein Aufkommen von 1,1 Prozent des BIP. Das wären etwa 27 Milliarden Euro, selbst wenn die Transaktionen als Reaktion auf die Steuer um etwa 65 Prozent sinken.

Quelle: Schulmeister zur Transaktionssteuer

 

Nun - Berechnungsmodelle sind die eine Sache und die Realität die andere. Dennoch steht für mich fest: die FTS wird kommen, und zwar innerhalb der nächsten 4 Jahre.

 

Gründe:

 

1. Die Staatskassen sind dank der Wirtschafts- und Finanzkrise kräftig geleert worden. Steuererhöhungen sind unausweichlich. Würde man jetzt die Mehrwertsteuer erneut anheben, träfe man die Realwirtschaft in einer Situation, wo man sie gerade nicht treffen möchte.

Die FTS hingegen entfaltet ihre Wirkung auf den vor Liquidität überquellenden Finanzmärkten. Etwas von dieser Liquidität abzuschöpfen bietet sich also geradezu an.

 

2. Die Finanz"industrie" war ursächlich für die aktuelle Krise und für die leeren Staatskassen durch immense staatliche Finanzspritzen an eben diesen Wirtschaftszweig. Es liegt nahe, sich das Geld über die Jahre genau dort wieder zurückzuholen, wo man es hingegeben hat.

 

3. Alle Industriestaaten haben das gleiche Problem der leeren Haushaltskassen, so daß die Chancen für eine Einführung dieser Steuer auf internationaler Ebene so hoch sind wie nie zuvor.

 

 

Wichtig ist, die FTS niedrig anzusetzen, um das Geschäft so wenig wie möglich zu behindern und die Kuh nicht zu schlachten, die man melken will. In der Diskussion ist ein Steuersatz von 0,1 % und bei Derivaten von 0,01 %, dort allerdings auf den Kontraktwert und nicht nur auf die Margin.

 

Ich sehe dieser Entwicklung jedenfalls mit großem Interesse entgegen. Sollte die FTS kommen, dürfte dies auch nicht spurlos an so manchem Businessmodell vorübergehen, das heutzutage auf exrem kurzfristigen Handeln basiert. Das dürfte dann spürbar unattraktiver werden.

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finde ich prima, das Du das Thema aufgreifst - ich bin selbst ein kleiner Fan einer solchen Steuer/Gebühr (wie auch immer man das dann nennt).

 

Auch wenn ich natürlich selbst dann davon betroffen wäre, so ist sie eigentlich das einzige Mittel um die Staatsverschuldung überhaupt noch abbauen zu können.

 

Den Finanzmarkt sollte das nicht zu hart treffen, immerhin werden bereits vielfältigste Bank-, Managmentgebühren, Spreads, Kommisionen etc. erhoben die auch nicht das Geschäft verhageln. Auch die großen Player sollten locker durch Kürzung von Boni in der Lage sein, das auszugleichen.

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So eine Steuer ist extrem schädlich. Dadurch sinkt die Qualität der Preisbildung und die Liquidität, womit sie schon ohne die im Weiteren beschriebenen Zusatzwirkungen zu ernsthaften Störungen des gesamten Wirtschaftsystems führt. Funktionieren die Sekundärmarkte nicht, wird letztlich auch kein Geld in den Primärmarkt (die Emission von Wertpapieren) gesteckt und die Finanzmärkte erfüllen neben ihrer Rolle als Umverteilungsort für die Spekulation auch ihre Rolle als Ressourcen-Allokations-Instrument nicht mehr.

 

Man soll Einkommen besteuern, aber nicht Transaktionen erschweren.

 

Solche großväterlichen Rezepte hat es doch schon viele Jahrzehnte gegeben mit der früheren Umsatzsteuer, wobei für jede Transaktion, sei sie auch noch so klein in der Wertschöpfung bei einem nominellen Eigentümerwechsel Kosten anfielen.

 

Neben dem o. g. Liquiditäts-Effekt ist solch eine Festlegung auch ökonomisch schädlich, weil sie bestimmte Betriebsabläufe aus steuerlichen Gründen festlegt, die arbeitsorganisatorisch viel besser anders zu erledigen wären. Sie kann außerdem damit umgangen werden, indem gerade große Organisationen sich so zusammenschließen, daß kein juristischer Eigentumswechsel stattfindet, z. B. in Liquiditätspools in denen Unterkonten innerhalb der gleichen Organisation geführt werden und der Eigentumsübergang erst bei Entnahme stafffindet.

 

Damit werden Großorganisationen, die locker die Möglichkeiten haben, die dafür notwendigen Overhead-Strukturen zu schaffen, bevorzugt.

 

Bevor das Volk nach irgendwelchen Keulen gegen die "bösen Banken" ruft, sollte es mal genau überdenken, wem diese Welt gehört, in wessen Interesse Gesetze gemacht werden und wer im Fall eines doch mal den eigenen Interessen widersprechenden Gesetzes die besten Möglichkeiten hat, darauf zu reagieren.

 

Wer staatliche Regulierungen fordert, fördert in Wahrheit die Konzentration der Wirtschaftsmacht in immer weniger, immer größeren Einheiten.

 

Gut gemeint ist fast nie gut gemacht. Aber hier ist nicht mal gut gemeint, sondern es ist eine wilde Hatz auf die "bösen Banken". Daß die Banken nicht nur selber Geld abgezockt haben, sondern an den Krediten auch nun insolvente Kreditnehmer partizipiert haben und an den Vergütungen der Banker auch ihre Dienstleister (bis zur Putzfrau und dann alle folgenden Teilnehmer des Wirtschaftskreislaufes) mitverdient haben, wird allzu oft ausgeblendet.

 

Weiterhin wird ausgeblendet, daß der Staat mit seiner unverantwortlichen Haushaltspolitik, bei der jeder wild gewordene Politiker, um sich bei seinen "Wählern" anzuschmieren, alles Mögliche verspricht, gerade die wichtigste Ursache der Schwemme billigen Geldes ist, welches nur durch Inflation teilweise zurückgezahlt werden kann und das Zinseszins-System prinzipiell nicht funktionieren kann und nur in Abhängigkeit vom Zinssatz entweder früher oder später Resets braucht, die dem dummen Volk immer als unvorhersehbares Sonder-Event, am besten mit einem Krieg, erklärt werden müssen, in Wahrheit aber fester Grundbestandteil des Systems sind.

 

Es gibt übrigens ganz absonderliche Koalitionen beim Gewinn durch Geld-Zerstörung. So partiziert im Prinzip jede Lobby, die den Staat mit der massiven Durchsetzung ihrer Einzelinteressen so unter Druck setzt, daß er ihr eine Zahlung zuschanzt, von diesem System, unter anderem auch die Gewerkschaften.

 

Schulden sollen und können überhaupt NIEMALS zurückgezahlt werden. Gerade das ist der fundmentalste Bestandteil eines jeden Zinssystems, egal was die Politiker dem Volk für ein Kasperle-Theater vorspielen. Die schädliche Rolle des Staates wird besonders klar, wenn man bedenkt, daß er mit seiner Hoheit für ökonomisch völlig sinnlose Großkredite einsteht, die ein nichtstaatlicher Kreditnehmer wegen fehlender kalkulatorischer Nützlichkeit niemals bekommen würde. Der Staat dient dabei als quasi unendlich potenter Kreditnehmer, damit die Kreditgeber Zinsen kassieren können. Diese Kreditgeber sind auch in letzter Instanz nicht die Banken, sondern die wenigen (< 10 % der Bevölkerung) Haushalte, die durch ihren Besitz an den Assets vom System profitieren.

 

Teilt man die Gesellschaft in 10 Dezile auf, besitzen die unteren 3 bis auf ihren minimalen Lebensstandard zum Überleben bis zum Monatsende (und manchmal nicht mal das) gar nichts (wenn man von ein wenig Billigst-Möbler-Sperrmüll und einem chinesischem Fernseher etc. mal absieht). Das vierte bis achte Dezil haben zwar kleine Ersparnisse, verlieren aber durch indirekte Zinsen (schließlich werden mit jeder Warenlieferung implizite Zinsen beim Vorlieferanten bezahlt, durch alle Stufen des Systems immer wieder und wieder), das neunte Dezil (ab etwa 500.000 EUR Vermögensanlage) ist durch seine Einahmen etwa pari gestellt mit der impliziten Ausplünderung durch das System. Nur das oberste Dezil profitiert und in diesem das oberste Prozent am meisten.

 

Alleine für die etwas mehr als 100 deutschen Milliardäre müssen fast 2 Mio. Menschen am Tag arbeiten, um ihren Vergütungs-Anteil sicherzustellen. Damit will ich keine Neid-Diskussion über Milliardäre lostreten, denn ihr Anteil wird ja zu den größten Teilen nicht verpraßt, sondern auch wieder in nützliche Dinge investiert. Die Frage ist aber schon, warum gerade diese Leute, oft erst infolge von Erbschaften, dazu berufen sein sollen, über eine ganze Volkswirtschaft letztendlich zu bestimmen.

 

Denkt man ein wenig über das System nach, können viele Maßnahmen gar nicht funktionieren, weil der Staat nur nominell und auf dem Papier am längeren Hebel sitzt, in Wahrheit ist seine wichtigste Aufgabe, den bisher Begünstigten in Zukunft mindestens die heutigen Privilegien zu erhalten, am Besten noch auszubauen. Das Volk spielt auch eine wichtige Rolle - die der möglichst billigen und weitgehend willfährigen Arbeitskraft, von Zeit zu Zeit durch ein Schein-Legitimations-Ritual ohne jede reale Bedeutung als "Souverän" beruhigt.

 

Und zu guter Letzt wird mit solcher Forderung jeder gesamtvolkswirtschaftliche Sachverstand ausgeblendet. Für die Teilnahme an all den Derivate-Türmchen-Spielchen müssen diverse spezielle Spekulationskassen unterhalten werden (z. B. Broker-Konten). Würde die Spekulation behindert, würden diese nunmehr unützen Kassen schlagartig den Weg in die Realwirtschaft finden, wobei die bisher in der Finanzsphäre weitgehend isolierten Phänomene schlagartig in die Realwirtschaft überschwappen würden.

 

Mit dieser Maßnahme würde aber gerade der Super-GAU ausgelöst, der dadurch zu verhindern vorgegeben wird. Im Gegensatz zum Masse des Volkes ist dieser Umstand wenigstens in den Finanzministerien bekannt und darum ist alles was dazu mit viel Getöse und warmer Luft in "Wahl"kampfzeiten abgelassen wird, mehr oder weniger irrelevant.

 

Auch die ursprünglich von Tobin angedachte Idee der Entschleunigung der Finanzmarkt-Prozesse funktioniert nicht. Heute an den Märkten stattfindende Exzesse können innerhalb des Marktes korrigiert werden und jeder Teilnehmer ist selber daran schuld, wenn er unverantwortlich hohe Einzel- oder Cluster-Risiken eingeht. Daher sollten sehr wohl Banker schwerstens bestraft werden, die fremdes Geld ohne die Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmannes verzocken. Der von Tobin angedachte Bremseffekt führt letztendlich zum Wachsen der inhärenten Spannungen im Verborgenen und Korrekturen finden dann regelmäßig eruptionsartig statt.

 

Heute tragen die Marktteilnehmer selber die Verantwortung dafür, Exzesse zu erkennen und haben die Möglichkeit auch mal zu einem Preis nicht zu handeln. In einer Wirtschaft, die von einer Eruption verborgener Spannungen zur nächsten hüpft, können die Exzesse regelmäßig erst dann erkannt werden, wenn es zu spät ist, da sie ja vorher durch die Entschleunigunssteuer verborgen waren und statt an einer realen Kursbewegung beobachtbar höchstenfalls nur eingeweihten Insidern und Bürokraten bekannt waren.

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Ich kann mich Technix auch nur anschliessen (besonderen Dank für deinen Text). Ich denke so eine Steuer verbessert nichts.

 

Problematisch sehe ich auch folgendes: Den Banken geht es schon wieder viel zu gut!

Die Geschäfte laufen wieder und in der Krise konnte mal alles abgeschrieben werden was noch da war. Der DAX zb. steht jetzt schon wieder 50% hoher. Ein Staat wird jetzt nicht mehr gebraucht. Also kommen auch die Politiker nicht mehr an die Manager heran um ihnen zu sagen das die Bonis gestrichen werden oder die Gehälter begrenzt werden sollen.

 

Ausserdem kann ich mir gut vorstellen das der smarte Banker schon heute eine Idee hat wie er dem selben Produkt einen anderen Namen geben kann um so um diese Steuern herumzukommen. Laut der Berechnung da oben sollen nur noch 45% der Transaktionen übrig bleiben im schlimmsten Fall. Ich denke das wird sich die Finanzbranche nicht einfach so wegnehmen lassen.

 

Alle reden immer davon wie schlecht eine Krise doch wär. Ich kann mich da nicht so recht mit anfreunden. Sie räumt mal alles weg was so stört.

Ich denke Krisen sind nicht zu verhindern und desto mehr reguliert wird desto stärker fällt sie aus.

Das lässt sich gut mit den Waldbränden in den USA vergleichen. Seit dem die Amerikaner versuchen großflächig ihre Wald und Buschbrände zu verhindern werden diese immer unkontrolierter, größer und unaufhaltbarer. Das liegt daran das das Unterholz immer sehr undurchwachsen war. Daher sind die Waldbrände nicht sehr groß geworden, da nicht viel zum verbrennen vorhanden war. Jetzt werden diese aber aufgehalten und der natürliche Reinigungsprozess funktioniert nicht mehr. Das Unterholz brennt nicht mehr weg. Das bedeutet das wenn es wirklich zu einem Brand kommt er auf Grund des übermässig vorhandenen Unterholzes nicht mehr aufzuhalten ist.

 

Aber nun ist genug geredet. Zurück zum Thema :Howdy:

 

Viele Grüße,

Rumpel

 

:door:

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Bei einem Steuersatz von 0,05 Prozent ergäbe sich für Deutschland ein Aufkommen von 1,1 Prozent des BIP. Das wären etwa 27 Milliarden Euro, selbst wenn die Transaktionen als Reaktion auf die Steuer um etwa 65 Prozent sinken.

 

Die bisherigen Diskussionsbeiträge zum Thema Finanztransaktionssteuer fand ich sehr interessant. Ich möchte gerne die Fragestellung nocheinmal von anderer Seite beleuchten. 0.05% klingt ja nicht viel. 27 Milliarden dagegen sind schon einiges und der Staat hat nach teuren Eskapaden (Verstaatlichung von insolventen Banken, Bürgschaften undKrediten für insolvente Firmen, Abwrackprämie, Krieg in Afghanistan, diversen Wahlgeschenken) wirklich kein Geld mehr!

 

Was also würde es konkret bedeuten, würden z.B. Devisentransaktionen mit einer solchen Steuer unterworfen?

Ein kleiner Margin bewegt im Forex Trading große Beträge. Nehmen wir an ein kleiner Forex Day-Trader wie ich bewegt im Monat 2 Mio USD round turn also 200 Minilots oder 20 Lots mit seinem 2.000 USD Konto. Die FTS würde sich wie folgt berechnen:

 

FTS = 0.05 % * 2 Mio USD = 1.000 USD monatlich

 

Ob der Trader die FTS abführt oder der Broker spielt am Ende keine Rolle. Wenn sie vom Broker abgeführt wird , wird dieser die FTS dann auf den Spread oder auf die Gebühren entsprechend umlegen.

 

Bei einem ECN oder STP Forex Broker zahlt man z.B. 2-5 USD pro Lot als Kommission.

Monatlich sind das bei 20 Lots = 200 Minilots zwischen 40 USD und 100 USD.

 

Die FTS (1.000 USD) wäre also 10 bis 25 mal so hoch wie die Kommissionen an den Broker!

Da bräuchte man schon einen richtig guten Trading-Ansatz!

 

Natürlich kann ein richtig guter Forex Daytrader durch Handel von 200 Minilos mehr als 1.000 USD Gewinn machen aber ich kann es nicht und schon gar nicht regelmässig. Die FTS muss man ja auch für die schlechten Trades/Tage/Wochen/Monate bezahlt werden!

 

Ich habe kein Problem damit, dass Gewinne versteuert werden und grosse Gewinne durch die Steuerprogression der Einkommenssteuer auch entspechend höher. (Bei Firmen unterliegen Gewinne der Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer). Aber erst einmal muss Gewinn überhaupt da sei.

 

Es ist überhaupt nicht einfach und erfordert Einsatz, Ausdauer und Geschick, um dauerhaft an den Finanzmärkten Gewinne zu machen. Sonst gäbe es nicht so viele marode Landesbanken in Deutschland!

 

Ich kenne mich mit CFDs also anderen typischen Daytrading Produkten nicht aus, aber würde vermuten dass eine auf die Underlying/Kontrakte berechnete FTS zu ähnlichem Ergebnis führen würde und auch das ganze "Geschäftsmodell" in Frage stellen würde

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FTS = 0.05 % * 2 Mio USD = 1.000 USD monatlich

Nach dem Vorschlag von Schulmeister würdest Du nicht 0.05 %, sondern nur 0.01% bezahlen und damit nur 200 USD im Monat. Ist auch Geld, hört sich aber schon viel freundlicher an als 1.000 USD. :door:

 

Allerdings weiß heute niemand, was in Zukunft für ein Steuersatz beschlossen wird, wenn diese Steuer überhaupt jemals kommen sollte. Auf jeden Fall wären die Staaten klug beraten, zunächst einmal sehr klein anzufangen, auch wenn sich die Einnahmen anfangs kaum lohnen, und dann sukzessive den Steuersatz hochzusetzen, um sich dem Einnahmeoptimum bestmöglich anzunähern, anstatt gleich mit der "großen Steuerkeule" zuzuschlagen. :door:

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Man soll Einkommen besteuern, aber nicht Transaktionen erschweren.

Das Problem ist: Einkommen kann weglaufen, genauer gesagt diejenigen, die das Einkommen erzielen, und dann war's das mit der Besteuerung. Was wir hier als Einkommensteuergesetz haben, ist ein Feigenblättchen. Es ist nur da für das Heer der Lohnabhängigen, die an einen festen Arbeitsplatz gebunden sind. Wer das nicht, verlagert einfach seinen Wohnsitz dorthin, wo's steuertechnisch billiger ist. Einkommen kann er weiterhin erzielen, sogar in Deutschland, nur Steuern zahlt er hier keine mehr.

 

Wer allerdings deutsche oder europäische Aktien kaufen möchte, kann das nur an den jeweiligen Handelsplätzen tun und kommt dann um die FTS, die ja eine Umsatzsteuer ist, nicht mehr herum. So, wie das heute in England mit der Stamp Duty ist und vor Jahrzehnten auch in Deutschland mit der Börsenumsatzsteuer war, die in den 90-er Jahren dann aber abgeschafft wurde.

  • 3 weeks later...
  • 1 month later...
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Wie ich schon ahnte:

 

EU-Staaten fordern globale Finanzmarktsteuer

 

Überraschende Einigung in Brüssel: Die Regierungen der EU-Länder sprechen sich für die Einführung einer globalen Finanzmarktsteuer aus, um die Geldbranche an den Lasten der Krise zu beteiligen. Der Internationale Währungsfonds soll den Plan nun prüfen - die USA stellen sich bislang quer.

EU-Staaten fordern globale Finanzmarktsteuer

 

Damit ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis diese kommen wird.

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Da bin ich mir absolut nicht so sicher.

 

Zum einen schwimmt auch der amerikanische Staat nicht gerade im Geld und könnte ebenso wie die Europäer die zusätzlichen Steuermilliarden sehr gut gebrauchen. Freilich wäre da noch ein Strauss mit der Wall-Street-Lobby auszufechten. Wie das ausgeht, müsste man abwarten.

 

Zum anderen sehe ich kein Problem, wenn die Europäer im Zweifel in Vorlage gingen und die Sache EU-weit realisieren. Voraussetzung ist, dass sich alle einig sind. Aber das scheint sich ja abzuzeichnen.

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Wenn die EU das im Alleingang durchzieht, dann viel Spass dabei, dann können Eurex und Konsorten die Rollbalken runterlassen, dann wird eben in den USA gehandelt (falls die Börsen diese Abgabe einheben sollen)

 

Falls die Steuer beim Broker eingehoben werden soll, dann eben ein Broker mit einem günstigem Standort.

 

Und falls bei den Tradern direkt -was aber schwer machbar ist- dann erleben Offshore Firmengründungen einen neuen Boom.

 

Daher, solange nich alle Staaten dieser Erde diese Abgabe einführen ist das Ganze sinnfrei.

 

Eine Frage wäre auch noch was mit den OTC Geschäften passiert, CFDs haben ihren Ursprung in der britischen Börsenumsatzsteuer.

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Tja, da werden uns in den nächsten Monaten bestimmt noch ein paar spannende Diskussionen bevorstehen. Ich fand's halt nur interessant, wie überraschend schnell hier auf europäischer Ebene die grosse Einigkeit erzielt werden konnte, wo man sich doch sonst so gerne über Jahre hinweg rumstreitet, bis es zu irgendwelchen Kompromisslösungen kommt.

 

Offenbar steht den öffentlichen Haushalten das Wasser so sehr bis zum Hals, dass jetzt jeder Strohhalm schnell ergriffen werden soll. Beim Wahlvolk lässt sich im Zweifel auch punkten, wenn erstmal bei der "bösen" Finanzwelt die Hand aufgehalten wird, denn die steht ja weiterhin mit dem Rücken zur Wand.

 

Also meine Voraussage ist: die FTS kommt im übernächsten Jahr (2011) auf europäischer Ebene, evtl. schliessen sich bis dahin weitere Staaten international an.

  • 1 month later...
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Weltweite Finanzmarktsteuer

 

Finanzminister Wolfgang Schäuble will die Banken per Transaktionssteuer an den Kosten der Finanzkrise beteiligen. Seinen Angaben zufolge sieht die Bundesregierung gute Chancen für ein weltweit einheitliches Vorgehen.

 

Die Bundesregierung hat sich zuversichtlich gezeigt, eine weltweite Regelung für eine Beteiligung der Finanzbranche an den Kosten der Krisenbewältigung zu erreichen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sagte, die Bundesregierung habe bereits frühzeitig darauf gedrungen, sich möglichst im weltweiten Maßstab auf eine Besteuerung von Finanzmarkttransaktionen zu verständigen.

 

Entsprechende Signale auch von US-Präsident Barack Obama seien ein erfreuliches Zeichen, dass es in diesem Gebiet Fortschritte gebe, sagte der CDU-Politiker.

Quelle

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Obama hat schon viel erzählt.Als Löwe ist er gestartet und als Papiertiger wird er landen.Ich verstehe den Hype um den Kerl sowieso nicht.Ich vergleich den frecherweise mal mit Schröder. :wub:

Was ein Herr Schäuble fordert ist eigentlich relativ uninterressant.Nur wenn die Amis und Engländer das wirklich durchziehen.Dann kommts. Ansonsten bin ich da gelassen. :wub:

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Peer Steinbrück hatte auf dem letzten G-20 Gipfel in Pittsburgh in seiner Funktion als (Noch-)Finanzminister schon mal Reklame dafür gemacht:

 

Die Frage die ich mir da gerade stelle ist: Sind wir denn jetzt 4 Monate später irgendwie ansatzweise weiter? Ich bin gerade was das Politikgeseusel angeht nicht up to date - es schleift. Deswegen verlasse ich mich einfach mal auf dein Zitat.

 

Ich hab irgendwie nicht das Gefühl das da jetzt viel mehr kommt. Das wird gerade mal wieder alles durch den Medienwolf getrieben und verbreitet. In 4 Monaten kannst du das nächste Zitat posten frei nach dem Motto "Wir sehen gute Chancen für eine Transaktionsteuer".

 

Der folgende Gedanke ist natürlich unter aller Kanone aber ich stels mir gerade richtig lustig vor wenn ein Gesandter vom Finanzministerium zum amerikanischen Vertreter sagt: Jaja weltweite Finanzmarktsteuer, .... auch noch nen Käffchen??

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Mein persönlicher Tipp steht nach wie vor: im Jahre 2011 haben wir diese Steuer. Europaweit. Eventuell sogar auch in Amerika und anderen Ländern. Wenn es so käme, wäre das auch ein steuerpolitisches Novum. Noch nie zuvor haben sich die wichtigsten Industriestaaten der Welt so schnell auf die Einführung einer neuen Steuer verständigt. Warten wir's ab.
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Hoffens wirs nicht. Man darf aber auch nicht vergessen, das die Traderszene von England und den USA in die Millionen geht.Die werden das sich auch nicht so einfach gefallen lassen. Was sind da schon die ca. 40000 geschätzten deutschen Trader.Wir haben hier keine Lobby.Die schon, hoffe ich.Mal sehen was kommt. Wenn nicht wandere ich nach Honkong aus.
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Ich glaube nicht so recht daran, weil dann die Banken wichtige (interne) Geschäftszweige einfach in Schwellenländer oder Ländern, die bei der "globalen Steuer" nicht mitmachen, auslagern.

Die Frage ist nur, ob die guten Trader, die für die Banken das große Geld erwirtschaften, auch dort hinziehen werden.

 

Es werden auch nicht alle Industrieländer bei der Steuer mitmachen, einzelne werden sich weigern in der Hoffnung, so zum Finanzstandort zu werden. Ich denke da insbesondere an die Schweiz als Nicht-EU-Mitglied.

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Mein persönlicher Tipp steht nach wie vor: im Jahre 2011 haben wir diese Steuer. Europaweit. Eventuell sogar auch in Amerika und anderen Ländern. ....

 

Ich denke ajkonly hats meiner Meinung nach schon vor dir gesagt, dem kann ich auch nur zustimmen. Ich denke nicht das es soweit wirklich kommen wird. Mal abgesehen wäre es eine echte Blamage für unsere Welt, es durch nichts zu topen wenn sich so viele Staaten auf einmal zu einer solchen Steuer hinreissen lassen würden. Für ein Klimaabkommen stellt sich die Welt zu blöd an aber für eine solche Steuer solls reichen? :wub:

 

Nur wenn die Amis und Engländer das wirklich durchziehen.
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Wenn da steht "Finanzminister Wolfgang Schäuble will die Banken per Transaktionssteuer an den Kosten der Finanzkrise beteiligen." - meint er dann die Banken oder greift er über diese in die Taschen deren Kunden?
  • 2 weeks later...
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Danke für den Link, in diesem Artikel wird aufgezeigt, dass die Transaktionssteuer ziemlich unsinnig wäre, denn die Krise haben nicht Kurzfristspekulaten ausgelöst und auch nicht der Börsen- oder Devisenhandel, es waren CDOs, die dieses Kartenhaus zum Einsturz brachten, dieses Instrument handelt aber niemand kurzfristig, das Problem sind die ganzen Verbriefungen, kein Mensch kann das Risiko, das in diesen Papieren steckt, ansatzweise seriös quantifizieren.
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Da wir hier im Forum kulturvollen Meinungsstreit fördern wollen, schließe ich mich nachfolgenden Aussagen an:

 

Die Finanztransaktionsteuer, Technisch machbar und ökonomisch überfällig

Axel Troost, MdB, aktualisierte Fassung vom Januar 2010.

 

"Im Laufe des Jahres 2009 hat die Forderung nach einer sogenannten „Finanztransaktionsteuer“ in Deutschland bemerkensweite breite Teile der Öffentlichkeit erreicht. Dafür ist unter anderem eine Petition an den Bundestag zur Einführung einer solchen Steuer verantwortlich, die im Oktober von einem breiten Bündnis von kirchlichen, entwicklungspolitischen und gewerkschaftlichen Organisationen gestartet wurde und bis Ende Dezember über 65.000 Unterzeichner gewinnen konnte.

 

... weiterlesen, nur 8 Seiten. :wub:

 

Axel_Troost.pdf

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Ich bin immer wieder erstaut welche abenteuerlichen Hochrechnungen bezüglich des Ertrages dieser Steuer angestellt werden, es sollte nämlich allen Beteiligten klar sein, dass vorsichtig geschätzt 50% des Umsatzes an den Märkten gar nicht mehr gemacht werden würde.

 

Ach ja, zur Bankensteuer: Und wer bezahlt sie in letzter Konsequenz? Die Kunden der Banken, oder denkt irgendein Politiker ernsthaft, dass diese Abgabe nicht weitergereicht wird.

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